Der Bau der Jungfraubahn ist ein Pionierwerk in der Erschliessung der Alpen. Es ist von Rückschlägen und Dramen begleitet, überwindet aber am Ende alle Hindernisse. Schritt für Schritt kämpfen sich die Visionäre von einst durch Eiger und Mönch aufs Jungfraujoch vor.
Eiger, Mönch und Jungfrau haben Dichter, Maler und Gelehrte seit langem fasziniert. Die Erstbesteigungen lösen den Wunsch aus, die Gipfel des Dreigestirns mit Bahnen zu erschliessen. Dieser Wunsch nimmt Ende des 19. Jahrhunderts konkrete Formen an. Im Zug des schweizweit grassierenden «Bergbahnfiebers» werden zahlreiche Bergbahnen gebaut. Den Höhepunkt dieser Bauwelle bildet die Jungfraubahn. Der Bau des Jahrhundertwerks führt Passagiere seit 1912 auf derselben Strecke sicher aufs Jungfraujoch, die schönste Aussichts- und Erlebnisplattform in den Alpen.
Die bahntechnische Eroberung der Alpen beflügelt zahlreiche Ingenieure, Politiker und Unternehmer. Bereits 1869 projektiert der umtriebige Hotelier und Verkehrspolitiker Friedrich Seiler aus Interlaken eine pneumatische Bahn von Lauterbrunnen bis zum Rottal am Fuss der Jungfrau. Von dort soll ein gesicherter Bergweg bis zur Jungfrauspitze führen. 20 Jahre später bewegen drei gleichzeitig lancierte Projekte die Gemüter. Sie alle sehen das Lauterbrunnental als Ausgangspunkt. Der Ingenieur Maurice Koechlin will die Jungfrauspitze mit einer in fünf Sektionen gestaffelten Bahn erreichen und ein Felsenhotel errichten. Sein Aargauer Kollege Alexander Trautweiler setzt auf vier voneinander unabhängige Drahtseilbahnen in Tunnels. Und das dritte Projekt des Zürchers Eduard Locher will Bahnwagen von 20 Meter Länge mit Druckluft in zwei geraden Tunnelröhren direkt auf den Gipfel befördern. Keines der Projekte schafft es jedoch bis zur Umsetzung.